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auszüge aus
der Chronik der Liedertafel Holzkirchen
zusammengestellt von Max Artmaier
1844:
Nach Akten der "Kgl. Regierung von Oberbayern"
beim Bayerischen Staatsarchiv
(unter Nr. RA
21233 dokumentiert ), bestanden bereits im Jahre
1844 Liedertafeln in den Gemeinden Holzkirchen,
Miesbach, Tegernsee und Tölz. Diese waren jedoch
noch bei keiner Behörde registriert.
1845:
Erstmals hören wir nachweislich von der
Liedertafel Holzkirchen. Aus einem noch
vorhandenem
Programmheftchen geht hervor, dass
gemeinschaftlich mit den Liedertafeln Miesbach,
Tegernsee und Tölz am " 20.Mai 1845 in Tölz "
ein Gesangfest abgehalten wurde.
Programmheftchen
Dieses
Gesangfest muss wohl der Auslöser zu einer
Versammlung in Holzkirchen am 20.Juni
1845 gewesen
sein, bei der unter Vorsitz des Schullehrers
Stettmayer aus Holzkirchen, ein Zusammenschluss
der vier Liedertafeln zu einem Gesangverein
beschlossen wurde. Dieser Gesangverein hatte
damals die gleiche Bedeutung wie heute der
Sängerkreis Oberland.
Bereits am
27.Juli 1845 wurde dann auf ein Gesuch hin die
Genehmigung zur Gründung
eines Vereins
von der "Kgl. Regierung von Oberbayern" mit
Auflagen erteilt. Darin wird der Lehrer
Stettmayer aus Holzkirchen als Dirigent des
„Sängervereins zum bayerischen
Oberlande“
bestätigt.
Im
Namen
Seiner
Majestät
des Königs
von
Bayern
Auf den Bericht vom
21.dieses Monats und rubrigierten Betreffe wird
andurch die Genehmigung zur
Konstituierung
eines aus den Liedertafeln von Holzkirchen,
Miesbach, Tegernsee und Tölz
bestehenden
Sängervereins zum bayerischen Oberlande nach den
vorgelegten Statuten unter nachstehenden
Bedingungen erteilt:
1. Jede
Erläuterung, Ergänzung oder Abänderung der
Satzungen ist zur nachträglichen Genehmigung
vorzulegen.
2. Das Verzeichnis
der Gesellschaftsmitglieder ist jährlich unter
Benennung der Dirigenten der Ortsobrigkeit
zur Anzeige zu
bringen.
3. Bezüglich des §
6 der Statuten ist dem o.g. Sängerverein nur mit
solchen in- und ausländischen
Gesangvereinen in
Korrespondenz und Verbindung zu treten gestattet,
welche auf gleichen Grundsätzen
beruhen, worüber
sich jederzeit vorerst durch Vorlage der Satzungen
des betreffenden Vereines unter Angabe der diesem
zu machenden Zugeständnisse auszuweisen ist.
Das kgl Landgericht
Miesbach wird angewiesen, den Schullehrer
Stettmayer zu Holzkirchen als den
zeitlichen
Dirigenten des „oberbayerischen Sängervereins“ von
gegenwärtiger Entschließung zur Kenntnis
zu setzen.
München den 27.
July 1845
Königliche
Regierung von Oberbayern
in Abwesenheit des
kgl Präsidenten
Dieses
Dokument ist ein amtlicher Nachweis dafür, dass
unsere Liedertafel bereits zu diesem
Zeitpunkt
bestand und mit den Liedertafeln Miesbach,
Tegernsee und Tölz im „Sängerkreis
Oberland“
integriert war. Nach der Gründung des Vereins
setzte ein eifriger Sängerwettstreit unter den
vier Liedertafeln ein. Neben Tölz wurde auch in
Holzkirchen das " Zweite Gesang Fest der Saenger
vom bayr. Oberlande" am 9. September 1845
abgehalten.
Auch in
Miesbach und in Tegernsee sollen seinerseits
solche Gesangfeste abgehalten worden
sein.
Nachweise hierzu fehlen uns jedoch.
Programmheftchen
Dann hörte
man lange Zeit nichts mehr von der Holzkirchner
Liedertafel. Möglicherweise
dämpften
politische Gründe um 1848 die Freude am
Vereinsleben und am Gesang. Damals
mussten
Vereinsgründungen von Amts wegen genehmigt
werden. Sogar Mitgliederlisten mit
Angaben über
die politische Gesinnung der Sänger wurden
seinerzeit verlangt und mussten
bei
Veränderungen der Ortsobrigkeit mitgeteilt
werden. Dies ist möglicherweise auch der
Grund dafür,
dass in den folgenden Jahren keine
Aufzeichnungen geführt wurden. Erst 29
Jahre später
hören wir wieder von der Liedertafel!
1875:
ergreift der Wachszieher und Lebzelter Max
Gleißner erstmalig wieder die
Initiative
zu einer Wiedergründung der Liedertafel. Hierzu
erließ er mit sieben weiteren
Bürgern
einen Aufruf:
„.... zwecks
Ausbildung des mehrstimmigen Männergesangs und
durch Lieder ernsten und heiteren Inhalts
zur Wiedererwachung
des früheren so gemütlichen Gesellschaftslebens
das Ihre beizutragen.“
Aufruf
Diesen
Aufruf unterzeichneten:
Fromberger
Jakob,
Chorregent
Kapfer
Anton, Buchbinder
Kagerbauer Max, Verwalter
Böcker
Adam,
Wirt
Wiesbeck
Ludwig,
Cafetier
Seidl
Hugo, Kaufmannssohn
Dr.
Hiller, prakt. Arzt
Gleißner
Max, Wachszieher
Diese
Versammlung, die am 6. Dezember 1874 im
Hauslbräu abgehalten wurde - Standort
der heutigen
Raiffeisenbank - führte jedoch noch nicht zur
Wiedergründung; es dauerte noch
gut 3 Jahre
bis
1878:
am 2.April eine offizielle Vorstandschaft
gewählt wurde. Zum Vorstand wurde der
Lehrer
Johann Nepomuk Steindl gewählt. Die
Vereinschronik, die ab diesem Zeitpunkt in
gestochener
Schrift über alle besonderen Ereignisse
berichtet, spricht hier von 21 Mitgliedern,
die im
Gasthof Oberbräu, die Gesangproben aufnahmen.
Die 21
Gründungsmitglieder der Liedertafel von 1878
waren:
Baumgaertner Josef, Kand. d. Med.
Dolch Anton, Lehrer
Frei Josef, Lehrer
Gleißner Mathias,
Schneider
Gleißner Max,
Wachszieher
Gleißner Theodor,
Konditor
Hiedl Max, Zinngießer
Höß Josef, Schlosser
Jud Josef, Kaufmann
Kapfer Anton,
Buchbinder
Keßler Nepomuk,
Hutmacher
Lämmlein Georg,
Kürschner
Man Leopold,
Schreiner
Martin J.G. ,
Apotheker
Rauch Johann , Sattler
Seidl Franz Josef ,
Kaufmann
Seidl Pankratz ,
Hafner
Stangl August,
Schlosser
Steindl Johann
Nepomuk, Lehrer
Vordermair Franz ,
Bäcker
Wild Martin,
Schuhmacher
Seit diesem
Zeitpunkt bis heute ist der Oberbräu unser
Vereinslokal geblieben! Leider ist das
Liedertafelstüberl, dessen Türe hinten links in
der Gaststube noch wahrzunehmen ist, bei den
Umbaumaßnahmen der Brauerei und des Oberbräus
2001 weggefallen.
In den
Vereinsstatuten wurden damals 23 Paragraphen
niedergelegt, die über den Zweck,
Aufnahme,
Austritt, Rechte und Pflichten der Mitglieder
sowie die Leitung und Auflösung
des Vereins
Auskunft geben.
Unter § 1 der
Statuten vermerkt der Chronist:
„Hauptzweck der
Liedertafel ist die Pflege und Förderung des
deutschen Männergesanges;
ein zweiter
Zweck ist die
Pflege geselliger Unterhaltung.“
Im Prinzip
hat dieser Paragraph bis heute seine Gültigkeit
nicht verloren, jedoch wurde das
Vereinsleben
mehrmals reformiert und immer der jeweiligen
Zeit angepasst.
Heute steht
in der Vereinssatzuung unter § 2:
Der Zweck des Vereines ist die Pflege und
Förderung des Chorgesangs, besonders des
alpenländischen Chorgesangs.
Schon am 30.
Mai 1878 getrauten sich 20 Sänger ihre erst seit
kurzem erlernte Kunst der
Öffentlichkeit
vorzutragen, was ihnen bei einem ca. 200 Leute
umfassenden Publikum eine
Einnahme
von 129.- Mark und 10 Pfennigen bescherte. Noch
im gleichen Jahr berief man
die
erste Jahreshauptversammlung ein und war
anscheinend mit dem Ergebnis der ersten Monate
sehr zufrieden, da der Chronist den
Versammlungsbericht mit dem Satz:
"Möge es stets so bleiben! "
abschließt.
Und dies ist
geraume Zeit
so geblieben.
Man
veranstaltete mindestens
jedes Jahr
ein Konzert,
organisierte Christbaumfeiern,
Faschingsveranstaltungen mit Tombola und
vergrößerte
somit den Kassenbestand. Das ging sogar soweit,
dass man neben dem
hauptamtlichen
Kassier einen
Vergnügungskassier
wählen musste. Weiter
ist der Chronik
zu
entnehmen,
dass der Verein seine Einnahmen auch wohltätigen
Zwecken zuführte, so hat man
zum Beispiel
am 6. Dezember 1888 dem Veteranenverein
Holzkirchen einen Zuschuss von
300.- Mark
„ - zur Bildung eines Fonds behufs Unterstützung
solcher Familien, die im Falle einer Mobilmachung
ihren Ernährer verlieren“
gegeben.
1879:
Die Liedertafel scheint schon seit der Gründung
oder bald danach Mitglied des
bayerischen
Sängerbundes gewesen zu sein, denn bereits 1879
leistete sie einen Beitrag von
1,35 Mark.
Dieser Beitritt war es dann auch, der bei den
Liedertaflern in Folge größere Reisen
auslöste,
sie nahmen an verschiedenen Sängerbundestreffen
teil. Im August reisten zum ersten
Mal 12
Mitglieder zum Münchner Sängerfest (Anmerkung:
nachdem eine aktive Beteiligung
der gesamten
Liedertafel trotz eifriger Vorproben in letzter
Stunde vereitelt wurde).
Zu erwähnen
ist auch, dass am 2. Nov. 1888 der
Uhrmachergeselle Alois Burgstaller mit 16
zu 1 Stimme
in die Liedertafel aufgenommen wurde, die diese
am 15. Apr. 1890 wegen seiner
Ausbildung
bei Cosima Wagner wieder verließ.
1892:
Die Disziplin der Gesangproben muss wohl dem
Dirigenten und der Vorstandschaft
nicht
entsprochen haben - Parallelen zu heute dürfen
durchaus gezogen werden - denn es
wurde am
20.März ein Strafgeld eingeführt, das bei
"Zuspätkommen 20 Pfennige und bei
Fernbleiben
50 Pfennige" vorsah. Wie lange diese Maßnahme
aufrechterhalten wurde, kann
der Chronik
nicht entnommen werden. Auf alle Fälle muss
diese Maßnahme sehr stark
gewirkt
haben, denn von nun an hat man sich sehr eifrig
auf die Sängertreffen vorbereitet.
1893:
Ab diesem Zeitpunkt hören wir das erste Mal von
einem Bundessängerfest am 14. Juli
1893 in
Regensburg. In den folgenden Jahren beteiligte
sich die Liedertafel an Sängerfesten in
Innsbruck
(1894), in Linderhof (1885), in Stuttgart
(1896), in Passau (1898), und in Lindau
(1904).
Diese Veranstaltungen waren für die aktiven
Sangesbrüder jeweils Ansporn und auch
Erlebnis
zugleich.
Foto von 1894
1895:
In der Chronik ist auch der große Brand am 5.
Dezember 1895 in Holzkirchen
vermerkt,
bei dem der Oberbräugasthof verwüstet wurde. Die
Liedertafel verlor bei der
Brandkatastrophe Notenmaterial und
Theaterkostüme, auch wird vermutet, dass damals
die
erste
Vereinsfahne den Flammen zum Opfer gefallen ist.
Während der Wiederaufbauphase
des
Oberbräus wurde das Vereinsgeschehen
vorübergehend in die "Alte Post" verlegt. Zu
erwähnen ist
hier, dass am 14. Nov. 1895, noch vor dem Brand,
unser ehemaliges Mitglied
Alois
Burgstaller als Opernsänger und Heldentenor, zum
ersten Mal im alten Oberbräu
aufgetreten
ist.
1903:
Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war das
25 jährige Stiftungsfest am 20. und
21. Juni mit
Fahnenweihe, die aber nicht vollzogen wurde.
Dirigent war damals Gustl Hahn,
dessen Name
eng mit den Geschicken der Liedertafel verbunden
ist. Beim Jubiläum wirkten
die
Gesangvereine von München-Nymphenburg
(Patenverein), Bad Aibling und die
Kurkapelle
Bad Tölz mit; der Chronist Georg Vogler
berichtet sehr ausführlich über das
Ereignis.
Die Fahnenbänder der Fahnenbraut, Anna
Hiltpoltsteiner und des Patenvereins
Nymphenburg,
zieren noch heute die Vereinsfahne.
Der
Aufschwung der Liedertafel hielt beständig an.
Die Zahl der Mitglieder stieg, und
vor allem
wurden die Veranstaltungen immer pompöser
aufgezogen. So waren
beispielsweise Maskenbälle und Theatereinlagen
keine Seltenheit mehr.
Foto von 1903
1906:
Einen absoluten Erfolg vor dem 1. Weltkrieg und
vielleicht sogar den Höhepunkt in
der
Vereinsgeschichte erreichte die Liedertafel bei
einem Künstlerkonzert zu Gunsten der
„Kleinkinderbewahranstalt Holzkirchen“, das am
25. August stattfand. Der Chronist berichtet,
dass es sich
hier um ein erstklassiges Konzert gehandelt
habe, bei dem Kompositionen von
Wagner,
Beethoven, Liszt, Schuhmann, Schubert und Chopin
aufgeführt wurden.
Die Interpreten und
Akteure waren:
Sopran: Marion Weed, Metro New York
Tenor: Alois
Burgstaller, Metro New York
Bariton: Anton van
Rooy, Metro New York
Pianist: Kurt
Schindler, Metro New York
Rezitator: August
Weigert, Kgl. Bay. Hoftheater München.
Alois
Burgstaller, ein Sohn der Marktgemeinde
und Mitglied der Liedertafel, der
neben seinen
Auftritten in Bayreuth als Siegfried auch acht
Jahre an der „Metropolitan-
Opera“ in
New York wirkte, war Ehrenmitglied der
Liedertafel und trat noch des
öfteren
zusammen mit namhaften Künstlern im Oberbräusaal
in Erscheinung.
1914:
Es wurde wieder stiller um die Liedertafel, der
1. Weltkrieg begann. In der Chronik
findet man
nur sehr spärliche Eintragungen, nur von Fritz
Hiltpoltsteiner, Bräu zu
Holzkirchen,
dem einzigen gefallenen aktiven Sänger der
Liedertafel (+ 15. Mai 1915 in
Saint
Quentin an der Somme, bestattet in Saint
Quentin, Frankreich), ist ein längerer Artikel
gewidmet.
1920:
Nach den Schrecken des 1. Weltkriegs formierte
sich die Liedertafel wieder
allmählich.
Der Chronist schreibt von der ersten feierlichen
Generalversammlung, die am 20.
April
stattfand; der Gesang wurde wieder aufgenommen.
Im September fand dann erstmalig
ein Treffen
mit Chören des Mangfallgau - Sängergau in
Schliersee statt, in dem die
Liedertafel
nun mit eingeschlossen war.
Foto von 1921
Möglicherweise
ging die Anzahl der aktiven Sänger zurück oder
für die in der Folgezeit
durchzuführenden Veranstaltungen benötigte man
eine andere Besetzung der Stimmen, denn
1926 werden
erstmals aktive Sängerinnen in die Liedertafel
aufgenommen.
Im
Mitgliederverzeichnis erscheinen die Namen:
1926: Hiltpoltsteiner
Marie, Doll Resi, Glonner Anni, Stitzinger Fanny,
Geis Lina, Andelshauser Rosa, Müller
Anna, Mayr
Rosa, Gast Olga, Schwimmbeck Fanny
1928: Bader Pauline, Braun Adelheid, Fleidl Marie,
Köll Elise, Oliv Anni, Stecher Rosa, Steingräber
Elise,
Socher Anni,
Socher Maxi, Doll Maria, Link Julia
1929: Bortenlänger Maria, Priller Anni,
Schwimmbeck Maria, Müller Auguste, Herl Hildegart
1926:
gibt es wieder einen Höhepunkt in der
Vereinsgeschichte, das 25 jährige Dirigenten-
Jubiläum von
Gustl Hahn wird gefeiert, er wird zum
Ehrenchormeister erkoren. Die
Liedertafel
zählte damals, bei einer Einwohnerzahl von ca.
2000, eine stolze Zahl von 50
aktiven
Sängern und Sängerinnen.
1929: Am 24.
März wurde endlich die kirchliche Weihe der
Liedertafelfahne von 1903
nachgeholt.
Der Chorregent Mühlbauer, selbst aktiver Sänger,
gab am Abend in aller Stille
der Fahne
die Weihe.
„Die Liedertafel war damit im Besitz einer
geweihten Fahne und ein Unterlassen aus irgend
welchen Gründen nach 26 Jahren wieder wettgemacht"
so schreibt
der Chronist.
Foto
von 1929
Ohne
Zweifel wäre
noch eine Menge
über das
Wirken unserer
Liedertafelvorfahren
zu
berichten ,
die nie müde wurden, immer wieder neue Ideen in
die Tat umzusetzen.
So gab es
innerhalb der Liedertafel eine besonders
lebenslustige Schar, die sich „Wilde
Liedertafel“
nannte und bereits 1890 vom Postmaxl - dem
Bruder des ehemaligen Posthalters
Gabriel
Moser - ins Leben gerufen wurde. 1907 entstand
eine Neuauflage der „Wilden
Liedertafel“, die nun von Buchdrucker Ernst
Vogler angeführt wurde. Ein drittes Mal begann
die „Wilde
....“ wieder nach dem 1.Weltkrieg zu singen.
Wurde in der
Liedertafel unter dem Dirigenten Gustl Hahn das
konzertreife Chorlied geübt,
so erklang
es aus den Kehlen der „Wilden...“ almerisch und
jagerisch.
1930,
nachdem der Kiem Pauli zum Preissingen in Egern
aufgerufen hatte und so viele
Sängergruppen seinem Ruf folgten, sang man mit
noch größerer Begeisterung alpenländische
Lieder.
Auch einige
Holzkirchner Liedertafler waren mit dabei und
sehr erfolgreich, so die
Geschwister
Stahuber, und die Holzkirchner Buam, um Sepp
Hamann.
Nicht zu
vergessen sei auch die Opernsängerin Maria Doll,
Sopran und Josef Hamann,
Tenor, die
zu grandiosen Vorstellungen beisteuerten,
weitere Namen, wie der Vogl
Sepp, der
bereits 1884 erstmals in der Chronik erscheint,
Postmeister Ittameier, Dirigent
Hahn,
Sedlbauer Toni, Stahuber Schorsch, um nur einige
von ihnen zu nennen, sind schon in
die
Geschichte der Liedertafel eingegangen.
1933:
In den folgenden Jahren des Nationalsozialismus
wurde auch die Liedertafel im Zuge
der
"Gleichschaltung der deutschen Vereine" den
damals geltenden Organisationsschemata
unterworfen,
Organisationsänderungen im Verein waren die
Folge. Auf der Tagesordnung
stand am 3.
Okt. 1933 u. a. " Wahl des Vereinsführers "
(nicht mehr Wahl des Vorstands der
Liedertafel).
1936:
Leider endet 1936 die Chronik, es fehlen die
Eintragungen bis zum Kriegsende.
Vermutlich
wurden in den Nachkriegswirren die Eintragungen
über jene Zeitepoche entfernt.
Der
Kassenstand belief sich damals auf noch ganze 3
Reichsmark und 55 Pfennige.
1939
-1947: Der 2. Weltkrieg rief wieder die
meisten Sänger an die Front, es wurde still im
Sängerlokal
Oberbräu, das zuerst von der Wehrmacht und dann
bei Kriegsende von den
Besatzungstruppen beschlagnahmt wurde. Unser
Kulturtempel, der Oberbräusaal, war jetzt
nicht mehr
mit Gesang und Theater erfüllt, er diente nun
als Basketballhalle für die
amerikanischen Besatzungstruppen.
Zu dieser
Zeit wurden wir zudem auch von unserer
Vereinsfahne befreit. Böse Zungen
behaupten,
sie befände sich in Philadelphia !
Durch die
Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegsjahre löste
sich der Verein jedoch gänzlich
auf.
Zwei aktive
Mitglieder der Liedertafel sind im 2.Weltkrieg
geblieben, unser Dirigent Josef
Hamann, * 9.
März. 1902 in Frontenhausen, + 23. Sep. 1943 auf
dem Hauptverbandplatz der
Sanitätskompanie 1/110 in Korostoviz, bestattet
auf dem Soldatenfriedhof in Chotimsk,
Weißrussland
und der Sänger Theodor Peter Maschek, * 16.
August 1898 in Wiesbaden,
verstorben
am 5. Februar 1945 im Kriegsgefangenenlager 68
in Tscheljabinsk, Ural, bestattet
auf dem
Lager zugehörigen Friedhof.
1947:
Am 25. November begann wieder ein neuer Start
der Liedertafel. Die
politischen
Bedingungen durch die Besatzungsmacht hatten
sich soweit gebessert (die
Ausgangssperre von 1945-1947 von täglich 18:00 -
6:00 Uhr früh wurde aufgehoben), dass
wieder an
ein Vereinsleben gedacht werden konnte. Vorstand
Nikolaus Fleidl und Dirigent
Otto Schmidt
gaben bei einem Treffen der Hoffnung Ausdruck,
„ dass recht bald wieder frohe Lieder unsere
Kehlen verlassen mögen um die Alltagssorgen
zu vergessen.“
Die
offizielle Genehmigung des Vereins wurde von den
Amerikanern dann ein Jahr später,
am 14.Januar
1949 erteilt.
Anmerkung:
Auch hier, bei der neuerlichen Wiedergründung
der Liedertafel, sind Parallelen zur königlich
bairischen Zeit um 1845 zu erkennen. Eine
Genehmigung der amerikanischen
Militärregierung war erforderlich, es wurden
wiederum Erklärungen über den politischen
Leumund der Sänger und der passiven Mitglieder
abverlangt. Die Genehmigung wurde dann
am 14. Januar 1949 erteilt.
Genehmigungsschreiben von 1948 u 1949
1949:
Diese bei der Gründungsversammlung vom Vorstand
ausgesprochene Hoffnung wurde
dann beim
Frühjahrskonzert am 9.April erfüllt, leider war
das Konzert nur mangelhaft
besucht.
Wegen der geringen Anzahl an Sangesbrüdern
entschloss man sich im Hinblick auf
das
bevorstehende Jubiläumskonzert wieder einen
gemischten Chor aufzustellen, der beim
Konzert am
10. Dezember 1949 vor ausverkauftem
Oberbräusaale und unter Mitwirkung des
Orchesters
Ferdinand Tratz und der Vereine des
Mangfallsängerkreises erneut den Glanz alter
Tage
aufleuchten ließ.
Dieser
gemischte Chor hatte, wie bereits in den Jahren
1926 bis ca. 1930, nur ein kurzes
Leben. Ob
die Damen oder die Herren oder beide zusammen am
Ende der Liaison schuld
waren, ist
nicht festzustellen. Die Chronik jedenfalls
schweigt sich diesbezüglich vornehm
aus.
Foto von 1952
1958:
Am 22. November ehrte die Liedertafel verdiente
Sänger wie Gustl Hahn und
Nikolaus
Fleidl mit der goldenen Ehrennadel des Deutschen
Sängerbundes für 50- jährige
treue
Mitgliedschaft als aktiver Sänger.
1963:
Als man sich 1963 auf das Jubiläumskonzert
vorbereitete, war bereits ein
Silberstreifen am Horizont erkennbar. Junge
Gesichter traten aus den Reihen der ergrauten
Häupter
hervor und Vorstand Otto Häfner, der schon
schlechtere Zeiten erlebt hatte, stellte
mit
Genugtuung fest, dass die Talfahrt zu Ende war.
1964:
Am 23. Mai feierte die Liedertafel ihr
90-jähriges Gründungsfest - damals ging
man vom
Wiedergründungsdatum 1874 aus. Der Festabend im
Oberbräusaal wurde von einer
Singgruppe
der Volksschule unter Leitung von Lehrerin Frau
Hegen, dem Orchesterverein
unter
Leitung von Georg Obermüller sowie der
Liedertafel, Dirigent Dr. Otto Schmidt,
gestaltet.
Am Tage
darauf fand das traditionelle Kreissingen statt,
an dem 15 Gesangvereine aus dem
Sängergau
Oberland in Holzkirchen teilnahmen.
Foto von 1974
1976:
Am 9.Mai konnte unser Ehrenmitglied Andreas Herl
in Bamberg aus den Händen von
Staatssekretärin Frau Dr. Berghofer-Weichner die
"Zelter Plakette" für über 100- jährige
aktive
Chorarbeit in Empfang nehmen.
Zum
damaligen Zeitpunkt wusste man auch schon, dass
der Verein 29 Jahre älter war.
Anmerkung:
Die
Zelterplakette ist nach dem Urvater der
weltlichen Männerchöre, dem Musiker Carl
Friedrich
Zelter benannt, der bereits 1809 in Berlin die
„Chorvereinigung Liedertafel“
gründete.
1981:
Bei der Generalversammlung erhielt unser
Sangesbruder Andreas Herl das goldene
Ehrenzeichen
des Deutschen Sängerbundes für 50-jährige
Mitgliedschaft als aktiver Sänger.
Zugleich
wurde er zum Ehrenmitglied der Liedertafel
ernannt. Unser Anderl war zu diesem
Zeitpunkt
bereits über 20 Jahre als Schriftführer und
Chronist tätig und hat so manche
Festivität
und manchen Ausflug organisiert.
Foto von 1983
1985:
Am 23. März wurde das 140-jährige Jubiläum der
Liedertafel im Oberbräusaal
gefeiert.
Dieses Fest wurde gestaltet von der Liedertafel,
Dirigent Hubert Parzinger, dem
Kinderchor
der Musikschule Pförtsch, Leitung Annette
Pförtsch und der Stubenbacher
Blasmusik,
Leitung Winfried Schnabel. Der Konzertabend
wurde bei vollem Hause ein
großer
Erfolg ! Ermuntert von diesem Erfolg, wurden
größere Ziele angesteuert. Im Verein
entschloss
man sich, wieder an die großen Tage des Vereins
anzuschließen !
1987:
Die Liedertafel bewarb sich um die Teilnahme an
den „Europäischen Chortagen“ in
Bremen !
Nur den
Bemühungen und Beziehungen unseres damaligen
Vorstands Hans Rainer Huber war
es zu
verdanken, dass wir als einziger Chor aus
Süddeutschland und dem Alpenraum vom
„Nordwestdeutschen Sängerbund“ auch zu diesem
Ereignis eingeladen wurden. Ein eifriges
Gesangstraining, das ganze Jahr über, hob an.
Vom 18. bis
20. September nahmen wir dann an den
„Europäischen Chortagen“ in Bremen
teil. Bei
den täglichen Gesangsfesten mussten wir vor
internationalem Publikum gegen sehr
starke
Konkurrenz auftreten.
Es sangen
und gaben zum Besten, Chöre aus Norwegen, Polen,
Ungarn, Belgien,
Bulgarien,
Bremerhaven und Hessen.
Das größte
Ereignis war der Auftritt im Rathaussaal in
Bremen, mit anschließendem
Senatsempfang der Vorstände und Dirigenten .
Die
Tageszeitung von Bremen, die „Norddeutsche“
schrieb:
„Die Liedertafel Holzkirchen aus Bayern unter
Führung von Hubert Parzinger bot ein
mundartlichesProgramm. Gemütvoll vom Text und
Melodieführung erschien die
bayerische Folklore in vier Liedsätzen mit
warmen Farben und Stimmungen bei sauberer
Intonation.“
Unvergesslich
bleibt für uns auch die freundliche,
kameradschaftliche und vorbildliche
Betreuung
während der Chortage durch unsere Chorfreunde,
den "M.G.V. Echo Burg von
1891" aus
Bremen.
Wir denken
auch gerne an den Kameradschaftsabend im
Dorfgemeinschaftshaus in
Platjenwerbe, Gemeinde Ritterhude zurück, bei
dem Freundschaften geschlossen wurden, die
bis heute
andauern.
1989:
Unserem Dirigenten Hubert Parzinger wurde bei
der Generalversammlung am
10.Januar
die Ehrenmitgliedschaft der Liedertafel
verliehen. Hubert hat in seiner 20-jährigen
Tätigkeit
als Dirigent mit unermüdlichem Einsatz den Chor
geformt und zu dem geführt, was
der Chor
heute ist. Unser Repertoire betrug damals 70
Liedsätze, davon sind auch einige
Lieder von
Hubert selbst komponiert.
Was ist ein
Verein ohne Fahne? Nachdem aus den bereits
geschilderten Gründen unsere
Fahne 1945
abhanden gekommen war, dachte man schon seit
längerer Zeit daran, eine solche
zu
beschaffen; bei dieser Versammlung wurde der
Beschluss hierzu gefasst. Mit großem Eifer
ging man
daran !
An dieser
Stelle sei der besondere Einsatz unserer
Sangesbrüder Konrad Eiler, Josef Vogl und
Alois Widman
bei der Beschaffung der neuen Fahne erwähnt.
1989:
Am Wochenende des 9./10. September begingen wir
unsere Fahnenweihe.
Am Samstag
fand im Oberbräusaal das große Festkonzert
statt. Es beteiligten sich daran der
Patenverein,
M.G.V. Seeham, Dirigent Georg Obermüller, unsere
Chorfreunde, M.G.V. Echo
Burg von
1891, Dirigent Stefan Sobotta, die
Freiraumbläser Loisachtal, Leitung Ferdl
Kliemschmidt
und die Liedertafel Holzkirchen, Dirigent Hubert
Parzinger. Die begleitenden,
besinnlich
humorigen Überleitungen zwischen den Liedsätzen
sprach Benno Eisenburg.
Es war ein
harmonischer, glücklicher und sehr
unterhaltsamer Konzertabend, der uns in
Erinnerung
bleiben wird!
Am Sonntag,
einem herrlichen Frühherbsttag, marschierten wir
unter Begleitung von 26
Vereinen,
zwei Musikkapellen, der Fahnenbraut Petra
Widmann, der Fahnenmutter Ursula
Bartocha und
einer Schar junger Madln als Fahnenbegleitung,
vom Marktplatz zur St. Josef
Kirche. Es
war ein imposanter Festzug!
Rückblickend
ist es nur schade, dass nur ein kleiner Teil der
Holzkirchner Bevölkerung an
dem Festzug
Anteil genommen hat !
Mit unserem
Patenverein sangen wir die Schubertmesse. Die
Weihe der Fahne nahm Pfarrer
Erwin Wild
vor.
Sehr stark
bleiben uns seine Worte im Gedächtnis :
......, möge sie euch in guten und in bösen
Tagen, Zeichen der Verbundenheit und der
Gemeinschaft sein.“
Nach der
Kirche marschierte der Festzug zurück zum
Marktplatz. Nach einem gemeinsamen
Mittagessen
im Oberbräu fand ein offenes Singen statt, bei
dem sich sieben Chöre beteiligten,
die
abwechselnd ihre besten Lieder von sich gaben,
ein Genuss.
Foto von 1989
1991:
Am 24.Mai fuhren wir zu unseren Chorfreunden
nach Bremen, der „M.V.G. Echo
Burg von
1891“ hatte uns zu seinem 100 jährigen
Gründungsfest eingeladen. Es war ein
freudiges
Wiedersehen, das wir zwei Jahre nach unserer
Fahnenweihe feiern durften. Mit auf
die
Gratulationsreise begaben sich auch unsere
Bürgermeister, Manfred Glanz, Franz Grad
und der
Altbürgermeister Albert Seiler.
1993:
Unser langjähriger und überaus rührige Vorstand,
Hans Huber, musste aus
familiären
Gründen seine Tätigkeit niederlegen. Mit ihm gab
auch der Dirigent,
Hubert
Parzinger sein Amt zurück das er über 25 Jahre
bekleidete. Beide
Sängerkameraden haben in ihren Funktionen unsere
Liedertafel ein ordentliches
Stück weit
nach vorne gebracht! Eine neue Ära im Verein
beginnt!
Zum neuen
Vorstand wurde Anton Manhart gewählt, den
Dirigentenstab übernahm
nun unser
Sangesbruder Anton Kaffl. Aus beruflichen
Gründen musste leider auch
er dieses
Amt Anfang 1994 wieder abgeben. Interimsweise
übernahm deshalb
Hubert
Parzinger wieder das Dirigentenamt bis zur
Sommerpause 1994.
Ab Herbst
1995 konnten wir einen neuen Dirigenten
gewinnen, Stefan Krischke, der
Moosrainer,
der bereits früher schon das Amt des
Kirchenmusikers in Holzkirchen
inne hatte.
1996:
Mit Zufriedenheit und auch mit Stolz blicken wir
zurück und in die Zukunft, 42 aktive
Sänger und
154 passive Mitglieder davon 23 Frauen, zählt
heute unsere Liedertafel. Ein
Vergelt’s
Gott an alle, die in der Vergangenheit bis heute
als Sänger, in der Vorstandschaft,
als Mitglied
oder als Freund und Gönner mitgeholfen haben,
den Fortbestand der Liedertafel
zu erhalten.
Foto von 1996
Vorerst Ende
der Chronik, Fortsetzung folgt
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